07.02.2020

Freizeit-Ganoven, sächselnder Stargast und Bayreuth-Regisseur

Für Jacques Offenbachs Operette „Die Banditen” hebt sich am 28. Februar der Premieren-Vorhang. Für die Inszenierung konnte das Haus den österreichische Regisseur Valentin Schwarz – der 2020 für die Bayreuther Festspiele die Neuproduktion von Wagners „Der Ring des Nibelungen” inszenieren wird – gewinnen. Mit einem frischen, unkonventionellen Blick, frechem Humor, der nicht vor Skurrilität zurück-schreckt, und einem feinen Gespür fürs aktuelle Zeitgeschehen ganz im Geiste Offenbachs erzählt er den Klassiker überraschend neu. Zudem hat er mit Tom Pauls in der Rolle des räuberischen Schatzmeisters Antonio einen der populärsten sächsischen Kabarettisten im Ensemble.

„Die Banditen” an der Staatsoperette
Eine Schauspieltruppe gastiert in der Staatsoperette. Sie wollen Jacques Offenbachs „Die Banditen” aufführen. Das gelingt ihnen auch – jedoch mit einigen unerwarteten Überraschungen. Trotzdem spielen sie die Geschichte vom jungen Fragoletto, der sich einer Räuberbande anschließt, obwohl die ihn zuvor überfallen hatte. Der Grund: Er hat sich in Fiorella verliebt, der Tochter des Bandenchefs Falsacappa. Dieser hat ein schweres Los: Er muss seine rebellische Bande bei Laune halten und Geld auftreiben. Daher nimmt er Fragoletto nur auf Bewährung auf. Die Probezeit besteht der Neue mit Bravour, als er einen Boten mit einer geheimen Nachricht gefangen nimmt. Ihr Inhalt: Ein Deal zwischen dem Königreich Spanien und dem Herzogtum Mantua. Drei Millionen und eine Prinzessin sollen transferiert werden. Mit Kidnapping, Überfällen und einem verwirrenden Hin- und Hermaskieren will sich Falsacappa die Millionen einverleiben. Am Schluss aber steht er als der Dumme da. Es gibt nichts zu holen: der Bräutigam entpuppt sich als armer Schlucker, dessen Schatzmeister nur gönnende Leere im Staatssäckel melden kann. Vetternwirtschaft und Korruption, Bestechung und doppelte Buchführung regieren eben überall auf dieser Welt.
Mit viel musikalischem Humor und Lokalkolorit entlarvt Offenbach gesellschaftliche Missstände seiner Zeit, die heute nichts an Aktualität verloren haben: in der Betrachtung sozialer Ungleichheit in der Gesellschaft sowie Vetternwirtschaft und Korruption in der (Finanz)Elite.

Der Regisseur
Valentin Schwarz studierte Musiktheater-Regie an der Universität für Musik und darstellende Kunst Wien. 2017 gewann er beim Internationalen Regiewettbewerb „Ring Award“ in Graz gemeinsam mit seinem Ausstatter Andrea Cozzi den Hauptpreis, Publikumspreis sowie zahlreiche Sonderpreise in Form von Insze-nierungsangeboten. Sein prämiertes Siegerkonzept von Donizettis „Don Pasquale“ wird als Koproduktion an der Opéra National de Montpellier und dem Staatstheater Karlsruhe verwirklicht. Am Staatstheater Darm-stadt inszenierte er Verdis „Un ballo in maschera“ und zu Beginn der Spielzeit 2019/20 Puccinis „Turandot“. Kürzlich inszenierte er Mozarts „Così fan tutte“ am Theater an der Wien in der Kammeroper und die Kölner Erstaufführung von Kagels „Mare Nostrum“ an der Oper Köln. Während seines mit Auszeichnung abgeschlossenen Regiestudiums debütierte er mit Debussys „Le Martyre de Saint Sébastien“ und Lehárs „Giuditta“, worauf er sich mit Bartóks „Herzog Blaubarts Burg“ und Bizets „Carmen“ dem Publikum am Deutschen Nationaltheater Weimar vorstellte.
Valentin Schwarz wurde außerdem mit dem Würdigungspreis und dem Leistungsstipendium der Universität für Musik und darstellende Kunst Wien und dem Start-Stipendium des Österreichischen Kulturministeriums ausgezeichnet und war Stipendiat von Opera Europa, dem interdisziplinären Studienförderungswerk Pro Scientia und der Richard-Wagner-Stipendiumstiftung Bayreuth.
2020 wird Valentin Schwarz für die Bayreuther Festspiele die Neuproduktion von Wagners „Der Ring des Nibelungen“ inszenieren.