13.06.2019

Weills größter Broadway-Erfolg

Die Story
Zum Spaß steckt der New Yorker Friseur Rodney einer 3000 Jahre alten Venus-Statue den eigentlich seiner Freundin Gloria zugedachten Verlobungsring an den Finger. Auf diese Weise erweckt er die Göttin aus ihrem Marmor-Schlaf, die sich Knall auf Fall in ihn verliebt. Und damit beginnen die Probleme: Das Verschwinden der Statue wird ihm als Diebstahl angelastet, und als Venus ihre Konkurrentin Gloria zum Nordpol zaubert, landet Rodney unter Mordverdacht im Gefängnis. Als sich Rodney trotz alldem tatsächlich in den olympischen Plagegeist verliebt, muss sich die Liebesgöttin die Frage stellen, ob ein langweiliges Dasein als Hausfrau in der New Yorker Vorstadt wirklich ihrer Lebensplanung entspricht.

Weill an der Staatsoperette Dresden
Nach der Operette »Viel Lärm um Liebe« (2013/14) zeigt die Staatsoperette Dresden ab 22. Juni mit dem Musical »Ein Hauch von Venus« (One Touch of Venus) einen der größten Broadway-Erfolge Weills nach seiner Emigration Anfang der 40er-Jahre. Damit möchte das Haus dem zur Emigration gezwungen Komponisten, dem dann auch noch von Adorno nachgesagt wurde, er habe ja keinen Personalstil entwickelt, etwas Gerechtigkeit in Deutschland widerfahren lassen.

Weills größter Broadway-Erfolg
Die Musik ist stilistisch sehr facettenreich und meisterhaft instrumentiert, die Songs reichen von sanften Liebesballaden zu swingenden Tanznummern und enthalten einige der wunderbarsten Weill-Nummern überhaupt: Das verführerische »Speak Low«, den rauschenden Walzer »Foolish Heart«, das freche »I'm a Stranger Here Myself«, die Comedy-Nummer »The Trouble with Women« und natürlich den bewegenden »West Wind«.
Mit »One Touch of Venus« erzielte Weill seinen größten Broadway-Erfolg überhaupt. Das Stück brachte es in zwei Spielzeiten (1943/44 und 1944/45) auf 597 Aufführungen.
Der Song »Speak Low« rückte in der Woche vom 4. bis 12. Dezember 1943 zum meistgespielten Song in den Rundfunk-Sendern auf; bis Februar 1944 verkaufte sich eine Schallplattenaufnahme des Songs mit Guy Lombardo über 200.000 Mal, Aufnahmen mit den bekanntesten Musikern der Zeit folgten alsbald (etwa mit Billie Holiday, Glenn Miller, Jimmie Dorsey, Count Basie). Zudem hielt sich der Song bis heute im Repertoire von Interpreten, zu denen etwa Coleman Hawkins, John Coltrane, Frank Sinatra, Nat King Cole oder Barbra Streisand zählten.

Die Autoren
S.J. Perelman (Buch »Ein Hauch von Venus«) machte sich auch als Drehbuchautor einen Namen:
Für das starbesetzte auf Jules Verne basierende Epos »Around the World in Eighty Days« (In 80
Tagen um die Welt, 1956) wurde ihm der Oscar verliehen.
Ogden Nash (Buch und Gesangstexte »Ein Hauch von Venus«) hat einen Platz in der Filmgeschichte allein durch seine Arbeiten für die Marx Brothers, u.a. »Monkey Business« (Die Marx Brothers auf See, 1931).

Ein Erfolg auch ohne die Dietrich
Weill wollte eigentlich Marlene Dietrich als Venus. Sie lehnte jedoch ab und erklärte, dass sie sie »zu vulgär und profan« fände. Sie fügte hinzu, dass es von ihr als Mutter einer neunzehnjährigen Tochter kaum zu erwarten sei, dass sie ihre Beine öffentlich ausstelle (obwohl dies, als ihre Tochter jünger war, nie ein Hinderungsgrund gewesen war).
Letztendlich schlug jemand die junge Mary Martin für die Titelrolle vor, deren einzige Broadway-Reputation eine Nebenrolle in Cole Porters »Leave It to Me« (1938) war – und Mary Martin wurde über Nacht zum Star.

»Ein Hauch von Venus« (One Touch of Venus)
Musical Comedy in zwei Akten
Musik von Kurt Weill | Gesangstexte von Ogden Nash
Buch von S. J. Perelman und Ogden Nash
Nach »The Tinted Venus« von F. Anstey
Deutsch von Roman Hinze