28.12.2022

Wir entfachen Magie

Die Wiederentdeckung eines amerikanischen Kultstücks für Europa
Musical-Fans ist der Stücktitel ein Begriff, denn in den USA gehört „Pippin“ neben „Hair“ und „Jesus Christ Superstar“ zu den Klassikern der frühen 1970er Jahre. Stephen Schwartz‘ für „Pippin“ geschriebene Songs „Corner Of The Sky“ und „Magic To Do“ gelten als Hymnen der angesichts des Desasters in Vietnam und der gesellschaftlichen Umwälzungen um ihren Platz in der Welt ringenden Babyboomer. Legende ist der öffentlich ausgetragene Streit des erst 24jährigen Komponisten mit Starchoreograf und Oscarpreisträger Bob Fosse, bei der Broadway-Originalproduktion für Regie wie Choreographie verantwortlich, eine Generation älter und dank „Cabaret“ auf der Höhe seines Ruhms.

Die Story – eine coming of age-Geschichte in spektakulärem Show-Rahmen
Schwartz‘ und Fosses gegensätzliche Sicht auf die Welt prägt die beiden Hauptfiguren, den naiven Sinnsucher Prinz Pippin – locker inspiriert von einem Sohn Karls des Großen, der sich gegen seinen Vater auflehnte und dabei scheiterte – und die zynisch auf das Leben blickende Prinzipalin, einer Art Wiedergängerin des Conferenciers aus „Cabaret“.
Worum geht es? Voller Sehnsüchte und von eigenem Heldentum träumend verstrickt sich Pippin im theatralen Experiment einer wundersamen Show auf der Grenze zwischen Realität und Fiktion. Bald liegt sein Leben in den Händen einer verheißungsvollen Prinzipalin und deren Künstlertruppe. Unter ihrer Anleitung durchläuft er verschiedene Stationen, um seinen Platz im Leben zu finden und „etwas Besonderes“ zu werden. Doch welcher Weg ist der richtige und wird ihm das „Große Finale“ tatsächlich die ersehnte Erfüllung bringen?

Uraufführung – Revival – Dresdner „Pippin“
Seit 1966 beschäftigte sich Stephen Schwartz mit der Idee, aus der Geschichte Pippin des Buckligen, dem erstgeborenen Sohn von Karl dem Großen, ein Musical zu machen. Eine erste Fassung entsteht 1967 als studentische Amateurproduktion und macht einen Broadwayproduzenten auf den 19jährigen Hochbegabten aufmerksam. Schwartz‘ sucht sich Roger O. Hirson als neuen Co-Autor, schreibt neue Songs im Stil der aktuellen Pop-Musik und begeistert Produzent Stuart Ostrow für sein Projekt, der seinerseits Bob Fosse und dessen Tänzer ins Boot holt. Gemeinsam erfinden sie als Kontext für Pippins Sinnsuche eine Schauspielertruppe und, nachdem der afroamerikanische Tänzer und Ausnahmedarsteller Bob Veeren für diese besetzt ist, die Rolle des Leading Players.
Die Originalproduktion gewinnt fünf Tony Awards und läuft bis 1977, was ihr den 37. Platz unter den erfolgreichsten Broadway-Shows aller Zeiten sichert. 2013 kommt es nach unzähligen kleineren Produktionen zu einem spektakulären Broadway-Revival, das die Geschichte in den Zirkus verlegt und mit vier weiteren der begehrten Trophäen ausgezeichnet wird. In dieser Produktion ist erstmals und wie nun auch in Dresden eine Frau der Leading Player.
An der Staatsoperette wird „Pippin“ erstmals in einem Arrangement von Koen Schoots für großes Orchester zu erleben sein. Die musikalische Leitung hat Peter Christian Feigel, 1. koord. Kapellmeister und Supervisor Musical der Staatsoperette.

Das Dresdner Regieteam
Charles Quiggins imposantes Bühnenbild entführt uns in Pippins Zuhause: eine Art viktorianische Fantasie vom Mittelalter. In dieser, am Hofe Karls des Großen und zugleich an einem hochtheatralen Ort, hat das Team um Simon Eichenberger die Geschichte in der Dresdner Produktion angesiedelt. Aus der buntgemischten Künstlertruppe, die Pippin dort begegnet – von der Opernsängerin bis zur Seilartistin, vom Bildhauer bis zum Akrobaten – treten nach und nach einzelne Figuren hervor, die in den Szenen und Nummern die Rolle der Familienmitglieder Pippins und anderer Personen übernehmen.
Die überhöhenden Kostüme von Aleš Valášek zeichnen sie plastisch und mit viel Liebe zum Detail in den Raum. Als Choreograph und Regisseur in Personalunion verfolgt Simon Eichenberger die Nöte der Titelfigur mit psychologischem Einfühlungsvermögen, versteht es aber auch, Bob Fosses schwarzen Humor, sein virtuos-tänzerisches und zugleich ironisches Spiel mit Krieg, Lust und Intrige – die die „Pippin“-Musik ebenso prägen, wie Schwartz‘ anrührende Popsongs – choreo-graphisch in die Gegenwart zu überführen.

Stephen Schwartz – der Komponist
Der US-amerikanische Musical-Komponist und -Autor Stephen Schwartz (geb. 1948) ist vierfacher Grammy- und dreifacher Oscar-Preisträger. Er machte sich nicht nur sehr früh in seiner Karriere als Musical-Komponist einen Namen, sondern schrieb auch zahlreiche Musiken für bekannte Disney-Filme wie „Pocahontas“, „Der Glöckner von Notre Dame“ oder auch „Der Prinz von Ägypten“. Vor einigen Jahren kehrte er dann verstärkt zum Musical zurück und feierte mit der Bühnenversion des „Glöckner von Notre Dame“, „Schickaneder“ und schließlich „Wicked“ große Erfolge. 2008 wurde Stephen Schwartz mit einem Stern auf dem Hollywood Walk of Fame geehrt.

Pippin – Dresdner Cast
Die Titelrolle übernimmt Gero Wendorff, seit 2019 an der Staatsoperette engagiert und hier in zahlreichen Hauptrollen, vorrangig im Musicalbereich, zu erleben. Als Prinzipalin konnte die Staatsoperette die US-amerikanische Sängerin und Darstellerin Kerry Jean verpflichten. Sie stand bereits deutschalndweit in zahlreichen großen Musicalproduktionen in Hauptrollen auf der Bühne, u.a. als Tina Turner in „Tina – Das Musical“ und machte durch ihre Interpretation der Waris in der Welturaufführung „Die Wüstenblume“ am Theater St. Gallen weltweit auf sich aufmerksam.
In weiteren Rolle sind Marcus Günzel als König Karl der Große und Silke Richter als Fastrada (Pippins Stiefmutter) sowie Bettina Weichert als Berthe (Pippins Großmutter) zu erleben; des Weiteren – als Gast erstmals an der Staatsoperette – Sybille Lambrich in der Rolle der Katharina, einer Witwe mit Kind, die sich als zentrale Figur für Pippins Leben herausstellt.


PIPPIN – DIE KUNST DES LEBEN
Musik und Songtexte von Stephen Schwartz | Buch von Roger O. Hirson
Original-Broadwayproduktion von Stuart Ostrow | Broadway-Inszenierung von Bob Fosse
Broadway-Revival 2013 inszeniert von Diane Paulus
„Theo-Finale“ ursprünglich konzipiert von Mitch Sebastian (1998)
Deutsch von Frank Thannhäuser (Buch und Gesangstexte), Iris Schumacher (Buch) und
Nico Rabenald (Gesangstexte)
Erweiterung der Original-Orchestrierung von Koen Schoots
Premiere an der Staatsoperette: 28. Januar 2023

Weitere Termine: 29., 31.1., 2., 25., 26.2., 7. – 10.4., 15. und 16.6., 8. und 9.7.2023
Karten von 13,50 € bis 49 € (erm. 11 € bis 34 €)
www.staatsoperette.de