Mai
Fr
, 13
19:30
Revue

HIER und JETZT und HIMMELBLAU

Eine Revue
Text von Jan Neumann | Musik von Leo Fall bis Friedrich Hollaender, von Sven Helbig bis Wincent Weiss | Ein Auftragswerk der Staatsoperette Dresden
3 Std. (inkl. 25 Min. Pause)
ab 12 Jahren | 7. Klasse
Wiederaufnahme: 8.5.2021
Man stelle sich vor: Ein altes Theater, ein mit Samt verkleideter Zuschauerraum, gedämpftes Licht, zahllose Tische, Champagner ausschenkende Kellner. Junge und alte Paare, eine japanische Touristengruppe, Geschäftsleute, Damenkränzchen und Familien – unterschiedlichste Menschen, die ihre Plätze einnehmen in Erwartung einer großen Show. Doch noch bevor der Vorhang sich hebt, beginnt eine Revue, die in die Leben eben dieser Menschen entführt, in unsere eigene schillernde Realität.

In Zeiten, in denen Gesellschaft in Individuen zersplittert, in denen die Schere zwischen Arm und Reich immer weiter auseinandergeht, entsteht eine liebevolle Erzählung zur Beschwörung der gesammelten Gemeinsamkeiten. Denn bei aller Unterschiedlichkeit der Erfahrungen, der Herkunft, der Lebensweisen sind wir doch eins: Menschen, die dieselben Gefühle teilen, dieselben Sehnsüchte, dieselben Hoffnungen. Und für diesen einen Abend auch denselben Soundtrack: Operettenschlager, Lieder und Chansons von der Jahrhundertwende bis heute.

Pressestimmen
09.09.2019 | Stefan Petraschewsky
MDR Kultur
„HIER UND JETZT UND HIMMELBLAU" ERINNERT GEKONNT AN LORIOT
Das ist wirklich eine gelungene Überraschung gewesen, denn eigentlich wird hier gar kein Stück gezeigt, sondern „nur” das gezeigt, was vor Vorstellungsbeginn im Publikum passiert. […] Gleich zu Beginn gibt es eine Szene, die an Loriot und den Rentner Erwin Lindemann erinnert. Hier ist es ein Ehepaar, das sich nach vielleicht 30 Ehejahren nichts mehr zu sagen hat. Es entspinnt sich ein völlig absurder, belangloser Streit […] Es gibt auch die Frage eines Kindes: Was ist Glück? […] Oder die Geschichte über den Hamster, der eines Morgens tot im Käfig liegt und den Tagesablauf komplett durcheinander bringt. […] Musikalisch möchte ich eine Sache nennen, an der kann in dieser Inszenierung niemand vorbei, denn es ist ein zu deutliches Statement. Es ist eine Szene, in der eine „Frau in den besten Jahren” auftritt, gespielt von Ingeborg Schöpf. Sie steht allein auf der Bühne, verspürt plötzlich einen Stich in der Brust, denkt über den Tod nach, darüber, welche Bilder dann noch einmal ablaufen […] Und dann singt sie plötzlich die Arie der Marschallin aus dem „Rosenkavalier”!? Sie singt also das, was normalerweise in der Semperoper zu sehen und zu hören ist. […] Man könnte das, was die Staatsoperette hier macht, ein Sakrileg nennen. Ich nenne es ein klares Statement. […]
09.09.2019 | Heiko Nemitz
Dresdner Morgenpost
ALLE SUCHEN SIE DAS GLÜCK
Premiere der Revue „Hier und Jetzt und Himmelblau"
[…] eine großartige Revue, die alle Möglichkeiten der Operette wie auf Samt ausbreitet. Und wenn ein Publikum, das beim Trude-Herr-Schlager ,,Ich will keine Schokolade" ausrastet, neben den traditionellen Arien auch mit den unter glitzernden Diskokugeln brillant inszenierten, sphärischen Chören Sven Helbigs etwas anzufangen weiß, dann ist schon was gewonnen.
08.09.2019 | Martin Morgenstern
Musik in Dresden
Tränen gelacht, heimlich geweint
[…] Neumann, Kondaurow und Cullmann haben mit Hilfe der Bühnenbildnerin Cary Gayler und der Kostümbildnerin Nini von Selzam gezeigt, wie’s geht: einen lustvollen Abend auf die Bühne gestellt, der vor nichts haltmacht, in dem vieles hinterfragt und über den Haufen geschmissen wird […] Dass der Abend musikalisch funktioniert, ist vielen zu danken. Wir fangen mit dem Orchester unter Andreas Schüllers Leitung an: schmelzend, singend, berauschend! Ein Chor, einstudiert von Thomas Runge, der schwierige zeitgenössische Nummern wie „A Tear” aus Sven Helbigs „Pocket Symphonies” blitzblank in den Raum stellte. Und Sängerinnen und Sänger, die den Ernst der Lage wie das glucksende Lachen auf dem ersten Blind Date gleichermaßen überzeugend machten – und wie nebenbei herrlich, herrlich sangen! […] Das alles war so erfrischend, so ehrlich und doch mit so viel Herz und Schmerz und Liebe gemacht, dass das Publikum Tränen lachte und den einzelnen Nummern juchzend Applaus spendete. […]
09.09.2019 | Jens Daniel Schubert
Sächsische Zeitung
WAS IST LIEBE? WAS IST TREUE?
Die Operette liefert zum Saison-Auftakt ambitionierte Unterhaltung auf hohem Niveau
[…] Der Star des Abends ist das Theater. Präsentiert wird es in vielfältigen Facetten von Bryan Rothfuss, der als Platzanweiser eine Conférencier der besonderen Art liefert. […] Knapp ein Dutzend Solisten, Chor und Ballett spielen in einer sich immer neu verwandelnden Bühne ganz unterschiedliche Szenen. Von
schenkelklopfender Klamotte über kabarettistischen Wortwitz bis zu nachdenklichem Kammerspiel, […] Zwischentöne hörbarmachend, die selten im Musiktheater zu finden sind. [...] Inhaltlich wird am ganz großen Rad gedreht. Was ist Glück, was ist Liebe, was ist Treue? […] Was kann Musiktheater leisten, wie kann man mit dem musikalischen Erbe der Operette, Stichwort Nazi-Verfemung, umgehen? Welche Rolle hat der Kitsch und wie nah ist ihm der Wunsch, Antworten auf die wesentlichen Fragen des Lebens zu geben. […]