29.04.2020

Die Spielzeit 2020/21 an der Staatsoperette Dresden

Auch die zweite Saison unter der Intendanz von Kathrin Kondaurow widmet sich einem durchgehenden Thema. Alle Stücke der Spielzeit 2020/21 befassen sich mit der hochaktuellen wie kontrovers verhandelten Frage von Geschlechteridentitäten und Rollenbildern. Das Haus will sich diesem der Operette werkimmanenten und zugleich gesellschaftlich relevanten Diskurs stellen und wählte Premierenstücke, in denen einerseits maßgeblich Frauen die Hauptrollen spielen und deren Umsetzung zudem in den Händen von Regisseurinnen liegt. Nicht nur Rollenbilder und Diversitätsfragen werden heute viel diskutiert, ebenso groß steht nach wie vor die Frage nach Gleichstellung und Gleichberechtigung im Raum. Insofern will Intendantin Kathrin Kondaurow in dieser Spielzeit vor allem den Frauen eine Stimme geben – eine wichtige Entscheidung auch mit Blick auf die Stückauswahl.
Bei einem Musical wie „Blondinen bevorzugt!“ etwa hat sich die männliche Sichtweise der bekannten Filmfassung beim breiten Publikum eingeprägt – eine Sichtweise auf eine Frau, die sich dank ihrer weiblichen Attribute in einer männerdominierten Welt durchzusetzen weiß. Doch genau das Erwartbare wird jetzt in der neuen Fassung der Staatsoperette durch erweiterte Perspektiven auf Rollenkonstellationen zeitgemäß adaptiert.

Die Premieren im Einzelnen

„Blondinen bevorzugt! (Gentlemen Prefer Blondes)“ – die Kultkomödie, die Marilyn Monroe berühmt machte, wird Regisseurin Katja Wolff, die mit ihren gewitzten Inszenierungen in Schauspiel und Musical deutschlandweit große Erfolge feiert, in Szene setzen. Die musikalische Leitung übernimmt der Musicalspezialist des Hauses Peter Christian Feigel.

BLONDINEN BEVORZUGT! (Gentlemen Prefer Blondes)
Buch von Joseph Fields und Anita Loos
Gesangstexte von Leo Robin
Musik von Jule Styne
Deutsch von Edith Jeske und Christian Gundlach

Musikalische Leitung: Peter Christian Feigel
Regie: Katja Wolff
Bühne: Cary Gayler
Kostüme: Regine Standfuss
Choreographie: Kati Farkas

Premiere: 2. Oktober 2020
 

Aus dem Märchenklassiker „Cinderella“ machten Rodgers und Hammerstein II. ein mitreißendes, zeitgemäßes Broadway-Musical. Regie führt Geertje Boeden, die bereits erfolgreich für die Ruhrtriennale oder die Bregenzer Festspiele gearbeitet hat. Die musikalische Leitung hat der 1. Kapellmeister des Hauses, Christian Garbosnik, inne.

Rodgers & Hammerstein’s
CINDERELLA
Musik von Richard Rodgers
Gesangstexte von Oscar Hammerstein II
Neues Buch von Douglas Carter Beane
Originalbuch von Oscar Hammerstein II
Deutsche Fassung von Jens Luckwaldt

Musikalische Leitung: Christian Garbosnik
Regie: Geertje Boeden
Bühne: Philip Rubner
Kostüme: Sarah Antonia Rung
Choreographie: Radek Stopka

Premiere: 28. November 2020
 
 
„Die lustigen Weiber von Windsor“ heißt die dritte Premiere der Saison. Diese populäre komische Oper von Otto Nicolai inszeniert die israelische Regisseurin Noa Naamat, die zuletzt am Royal Opera House in London arbeitete; das wird zugleich die erste Premiere unter der musikalischen Leitung des neuen Chefdirigenten Johannes Pell sein.

DIE LUSTIGEN WEIBER VON WINDSOR
Komisch-phantastische Oper in drei Akten
Libretto von Salomon Hermann Ritter von Mosenthal
nach William Shakespeare
Musik von Otto Nicolai

Musikalische Leitung: Johannes Pell
Regie: Noa Naamat
Bühne und Kostüme: Takis

Premiere: 6. Februar 2021

 
Erstmals in einer deutschen szenischen Aufführung bringt die Staatsoperette Joseph Beers lange vergessene Operette „Polnische Hochzeit” auf die Bühne. Regisseurin Julia Huebner erzählt in ihrer Inszenierung von mutigen Frauen, die sich gegen die ihnen zugeschriebenen Rollen zur Wehr setzen.
Die musikalische Leitung hat ebenfalls Johannes Pell.


POLNISCHE HOCHZEIT
Operette in drei Akten und einem Prolog
Libretto von Fritz Löhner-Beda und Alfred Grünwald
Musik von Joseph Beer

Musikalische Leitung: Johannes Pell
Regie: Julia Huebner
Bühne: Esther Dandani
Kostüme: Dinah Ehm

Premiere: 24. April 2021

 
Außerdem neu auf dem Spielplan

Im März ehrt das Haus Astor Piazzolla anlässlich seines 100. Geburtstages mit zwei Konzerten, für die mit der mexikanischen Dirigentin Alondra de la Parra eine der international erfolgreichsten Dirigentinnen gewonnen werden konnte.

HOMMAGE À PIAZZOLLA
Konzert zum 100. Geburtstag von Astor Piazzolla

Termine: 20. und 21. März 2021


Und auch einem weiteren großen Künstler zollt das Haus Anerkennung: dem Sänger, Schauspieler und Entertainer Frank Sinatra. Das Orchester der Staatsoperette, Solist*innen und Gäste präsentieren die größten Hits des „Rat Pack”-Trios und seines prominentesten Mitglieds.

COME FLY WITH ME
Hommage an Frank Sinatra

Termine: 4., 5. und 6. Juni 2021

Aufgrund der aktuellen Situation steht noch kein Termin für den Vorverkaufsbeginn fest.

Kathrin Kondaurow:
„Diese Spielzeit ist der Vielfalt gewidmet – der Vielfalt in der Betrachtung vom Mensch sein, von Zugehörigkeit zu einem Geschlecht und dazu gehörigen Rollenspielen. Gerade in den Genres Operette und Musical ist es notwendig, bestimmte Rollenklischees zu hinterfragen und neue Perspektiven zu eröffnen. Zudem habe ich mich entschieden, in dieser Spielzeit vor allem den Frauen, den Regisseurinnen eine Stimme zu geben – gerade auch mit Blick auf Gleichstellungsfragen, ist es mir wichtig, hier ein Statement zu setzen. Doch nicht nur unser Spielplan steht für Vielfalt, für Diskurs und Verführung, auch unsere neue Fotoserie, die sich dem Orchester widmet, drückt die Vielfalt der Staatsoperette aus.
Ganz besonders freue ich mich in dieser Spielzeit auf fesselnde, überraschende und berührende musikalische Impulse in Zusammenarbeit mit unserem neuen Chefdirigenten Johannes Pell. In seinem künstlerischen Interesse, das dezidiert der Operette und dem Musical gilt, und seinem Verständnis und Engagement für einen Repertoirebetrieb passt er hervorragend zum Haus - ich freue mich auf die Zusammenarbeit und eine nachhaltige künstlerische Bereicherung.“

Neue Saison – Neuer Chefdirigent
Johannes Pell wird der neue Chefdirigent der Staatsoperette Dresden. Ab der kommenden Spielzeit verleiht dann der gebürtige Österreicher dem Haus seine musikalische Handschrift. Johannes Pell wechselt von den Wuppertaler Bühnen, an denen er seit 2016/17 als Erster Kapellmeister beschäftigt war, nun nach Dresden. Hier löst er Andreas Schüller, seit 2013/14 Chefdirigent der Staatsoperette, ab.
Der 38-jährige Dirigent setzte sich bei dem knapp einjährigen Auswahlverfahren unter insgesamt 81 Bewerber*innen durch. Sein künstlerisches Interesse, das dezidiert den am Haus gepflegten Genres Operette und Musical gilt, sein Verständnis und Engagement für einen Repertoirebetrieb und seine Ideen für heutige musikalische Umsetzungen passen hervorragend zum Profil des Dresdner Spezialhauses.
Johannes Pell studierte Klavier, Chordirigieren und Dirigieren in Linz, Salzburg und Wien. Seine Karriere startete er 2009 am Theater Erfurt. 2011 nominierte ihn die Fachzeitschrift „Opernwelt“ zum „Nachwuchskünstler des Jahres“ und „Deutschlandradio Berlin“ ernannte ihn 2011 zum Nachwuchsdirigenten des Jahres für das Dirigat von „Gräfin Mariza“ am Theater Erfurt.
Nach einem Engagement als Erster Kapellmeister an der Oper Bonn (2013/14 – 2015/16) wechselte er mit Beginn der Spielzeit 2016/17 an die Wuppertaler Bühnen.
Johannes Pell gastierte an renommierten Häusern wie der Volksoper Wien, am Theater Bern, der Oper in Leipzig oder der Oper Graz. Zudem dirigierte er berühmte Klangkörper wie das Brucknerorchester Linz, das Beethoven-Orchester Bonn, das Sotchi-Sinfonieorchester und seit 2010 regelmäßig das Leipziger Symphonieorchester und die Neue Lausitzer Philharmonie.