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10.06.2025
Brand in der alten Staatsoperette
Mit Betroffenheit haben wir vom Brand in der ehemaligen Spielstätte der Staatsoperette Dresden an der Pirnaer Landstraße in Leuben erfahren. Das Haus, in dem unser Ensemble fast sieben Jahrzehnte beheimatet war, verbinden viele als Ort großer Operettenabende, unzähliger Premieren und persönlicher Begegnungen. Von 1947 bis 2016 war dieses Gebäude unser Zuhause. Viele schöne Erinnerungen verbinden sich mit dieser Bühne: für unsere Künstler*innen, Mitarbeiter*innen wie auch für Generationen von Zuschauer*innen. Und doch: Die Geschichte der Staatsoperette endet nicht mit einem Ort. Nach jahrzehntelangem Kampf für einen Neubau bespielen wir seit 2016 mit großer Dankbarkeit und Freude unser modernes Theater im Kraftwerk Mitte – ein Haus, das uns alle künstlerischen und technischen Möglichkeiten bietet und zugleich den Geist der früheren Spielstätte bewahrt, ganz wörtlich sogar: In einigen Inszenierungen tauchen Requisiten und originale Zuschauersessel aus Leuben wieder auf.
Kathrin Kondaurow, Intendantin der Staatsoperette: „Mit der Brand-Zerstörung der Operette in Leuben verschwindet auch ein großes Stück Operettengeschichte in Dresden und bundesweit, die wir natürlich am neuen Standort im Kraftwerk Mitte weiterleben lassen. Erinnerungen bleiben lebendig, wenn wir sie mit neuer Energie füllen.“
Annekatrin Klepsch, Kulturbürgermeisterin: „Mit dem Brand im alten Theatergebäude in Leuben geht ein bedeutendes Stück kultureller Stadtgeschichte und ein künstlerischer wie lokaler Ort der Identifikation verloren. So glücklich ich bin, dass wir seit 2016 für die Staatsoperette optimale Arbeitsbedingungen im Kraftwerk Mitte haben, so sehr bedaure ich es insbesondere für den Stadtteil Leuben, dass es aus finanziellen Gründen nicht gelungen ist, eine öffentlich-kulturelle Nachnutzung und Revitalisierung des früheren Tanzsaals und Theatergebäudes zu erreichen.“
Ein Haus voller Geschichte(n)
Von Judith Wiemers, Chefdramaturgin der Staatsoperette
Mit dem verheerenden Brand des Theaterbaus in Leuben am 6. Juni 2025 verliert Dresden ein wichtiges Stück seiner bewegten Theatergeschichte – und die Staatsoperette einen Ort prägender und liebgewonnener Erinnerungen.
Auch an ihrem Standort im Kraftwerk Mitte seit 2016 ist die Staatsoperette getragen vom lebendigen Erbe ihrer nun fast 80-jährigen Geschichte, denn alles begann in Leuben: Nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs war das Wiederaufblüheneines kulturellen Lebens dem leidenschaftlichen Engagement von Mäzenen und Künstler*innen zu verdanken.1945 kaufte der Theaterunternehmer Fritz Randow den Gasthof Feenpalast in Leuben auf, um ihn zu einem privatenUnterhaltungstheater umzubauen. So wurde aus dem ehemaligen Ballsaal mit kleiner Bühne das Apollo-Theater, dasschon 1946 erste Programme mit Sketchen, Tanz und Musiknummern präsentierte. 1947, mit Gründung des DeutschenVolkstheaters Dresden durch die SED, wurden sowohl das Apollo als auch die Constantia in Cotta übernommen undunter dem Dachverband des Volkstheaters zusammengefügt. Auf den Spielplänen standen Konzert, Sprechtheater –und Operette. Zur Eröffnungspremiere wurde „Die lustige Witwe“ gegeben, es folgten Werke von Kálmán und Abraham,darunter 1949 „Ball im Savoy“. Mit der Gründung der DDR im Jahr 1949 wurde der Theaterkanon zunehmend auf dieVereinbarkeit mit sozialistischen Grundwerten überprüft. Die Staatsoperette entwickelte sich, zunächst als eigenständigesOperettentheater, ab 1963 unter jetzigem Namen, zu einem der wichtigsten Uraufführungstheater der DDR: Rund20 neue Operetten, Lustspiele und Musicals mit lebensnahen Themen und sozialistischem Grundton präsentierte dieStaatsoperette im Leubener Haus. Ergänzt wurde das Repertoire durch Operetten aus benachbarten „Volksrepubliken“und der Sowjetunion sowie ab den 1970er Jahren durch amerikanische Musicals. Als Meilensteine der gesamtdeutschenTheatergeschichte gelten vor allem die DDR-Erstaufführungen von „Cabaret“ im Jahr 1976 – eine herausforderndeProduktion, musste nun doch mikroportiert gesungen und gespielt werden – sowie 1987 „Evita“, über die die Presse zuberichten wusste, dass „die gelungene Synthese von theatralisch gebündelter Ausdrucksdichte, musikalisch-stilistischerEinfühlungsfähigkeit und Brillanz, von leidenschaftlicher, ausgefeilter Darstellung und choreographisch-tänzerischerFinesse nachhaltig beeindruckte“.
Mit der deutschen Wiedervereinigung verschwanden ab 1990 DDR-Operetten von den Spielplänen, und auch der inzwischen marode Theaterbau wurde grundlegend erneuert. Die aus der Ruine des Central-Theaters geborgene Obermaschinerie wurde ersetzt, die Beleuchtungs- und Tontechnik erneuert, das Vorderhaus renoviert und der Orchestergraben erneuert. Nach der Sanierung wurde das Haus 1990 mit der „Fledermaus“ feierlich neueröffnet. Auch in den 1990er und frühen 2000er Jahren blieb die Staatsoperette in Leuben ein innovatives Theater, das sich mit deutschen Erstaufführungen von u. a. „Aspects of Love“ (1997) und „A Beautiful Game“ (2003) von Andrew Lloyd Webber sowie „Catch Me If You Can“ (2015) von u. a. Marc Shaiman schmücken konnte. Nachdem eine Schließung der Staatsoperette abgewendet werden konnte und der Umzug in die Stadtmitte 2010 im Stadtrat beschlossen wurde, verzichteten die Angestellten für 12 Jahre auf Teile ihres Gehalts, um 12 Millionen Euro für den Neubau im Kraftwerk Mitte beizusteuern.
Dass das in seinen Mitteln limitierte – und mittlerweile marode – Haus in Leuben bis zum letzten Vorhang am 31.Oktober 2016 für künstlerische, handwerkliche und technische Qualität stand, ist dem unermüdlichen Engagement,dem Einfallsreichtum und der Improvisationskunst der Belegschaft zu verdanken. Die „alte“ Staatsoperette in Leubenwird den Dresdner*innen, einem überregionalen Publikum, vor allem aber den Mitarbeitenden – der „Theaterfamilie“ derStaatsoperette – als ein Ort, der Geschichten auf und abseits der Bühne schrieb, in Erinnerung bleiben.
Kathrin Kondaurow, Intendantin der Staatsoperette: „Mit der Brand-Zerstörung der Operette in Leuben verschwindet auch ein großes Stück Operettengeschichte in Dresden und bundesweit, die wir natürlich am neuen Standort im Kraftwerk Mitte weiterleben lassen. Erinnerungen bleiben lebendig, wenn wir sie mit neuer Energie füllen.“
Annekatrin Klepsch, Kulturbürgermeisterin: „Mit dem Brand im alten Theatergebäude in Leuben geht ein bedeutendes Stück kultureller Stadtgeschichte und ein künstlerischer wie lokaler Ort der Identifikation verloren. So glücklich ich bin, dass wir seit 2016 für die Staatsoperette optimale Arbeitsbedingungen im Kraftwerk Mitte haben, so sehr bedaure ich es insbesondere für den Stadtteil Leuben, dass es aus finanziellen Gründen nicht gelungen ist, eine öffentlich-kulturelle Nachnutzung und Revitalisierung des früheren Tanzsaals und Theatergebäudes zu erreichen.“
Ein Haus voller Geschichte(n)
Von Judith Wiemers, Chefdramaturgin der Staatsoperette
Mit dem verheerenden Brand des Theaterbaus in Leuben am 6. Juni 2025 verliert Dresden ein wichtiges Stück seiner bewegten Theatergeschichte – und die Staatsoperette einen Ort prägender und liebgewonnener Erinnerungen.
Auch an ihrem Standort im Kraftwerk Mitte seit 2016 ist die Staatsoperette getragen vom lebendigen Erbe ihrer nun fast 80-jährigen Geschichte, denn alles begann in Leuben: Nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs war das Wiederaufblüheneines kulturellen Lebens dem leidenschaftlichen Engagement von Mäzenen und Künstler*innen zu verdanken.1945 kaufte der Theaterunternehmer Fritz Randow den Gasthof Feenpalast in Leuben auf, um ihn zu einem privatenUnterhaltungstheater umzubauen. So wurde aus dem ehemaligen Ballsaal mit kleiner Bühne das Apollo-Theater, dasschon 1946 erste Programme mit Sketchen, Tanz und Musiknummern präsentierte. 1947, mit Gründung des DeutschenVolkstheaters Dresden durch die SED, wurden sowohl das Apollo als auch die Constantia in Cotta übernommen undunter dem Dachverband des Volkstheaters zusammengefügt. Auf den Spielplänen standen Konzert, Sprechtheater –und Operette. Zur Eröffnungspremiere wurde „Die lustige Witwe“ gegeben, es folgten Werke von Kálmán und Abraham,darunter 1949 „Ball im Savoy“. Mit der Gründung der DDR im Jahr 1949 wurde der Theaterkanon zunehmend auf dieVereinbarkeit mit sozialistischen Grundwerten überprüft. Die Staatsoperette entwickelte sich, zunächst als eigenständigesOperettentheater, ab 1963 unter jetzigem Namen, zu einem der wichtigsten Uraufführungstheater der DDR: Rund20 neue Operetten, Lustspiele und Musicals mit lebensnahen Themen und sozialistischem Grundton präsentierte dieStaatsoperette im Leubener Haus. Ergänzt wurde das Repertoire durch Operetten aus benachbarten „Volksrepubliken“und der Sowjetunion sowie ab den 1970er Jahren durch amerikanische Musicals. Als Meilensteine der gesamtdeutschenTheatergeschichte gelten vor allem die DDR-Erstaufführungen von „Cabaret“ im Jahr 1976 – eine herausforderndeProduktion, musste nun doch mikroportiert gesungen und gespielt werden – sowie 1987 „Evita“, über die die Presse zuberichten wusste, dass „die gelungene Synthese von theatralisch gebündelter Ausdrucksdichte, musikalisch-stilistischerEinfühlungsfähigkeit und Brillanz, von leidenschaftlicher, ausgefeilter Darstellung und choreographisch-tänzerischerFinesse nachhaltig beeindruckte“.
Mit der deutschen Wiedervereinigung verschwanden ab 1990 DDR-Operetten von den Spielplänen, und auch der inzwischen marode Theaterbau wurde grundlegend erneuert. Die aus der Ruine des Central-Theaters geborgene Obermaschinerie wurde ersetzt, die Beleuchtungs- und Tontechnik erneuert, das Vorderhaus renoviert und der Orchestergraben erneuert. Nach der Sanierung wurde das Haus 1990 mit der „Fledermaus“ feierlich neueröffnet. Auch in den 1990er und frühen 2000er Jahren blieb die Staatsoperette in Leuben ein innovatives Theater, das sich mit deutschen Erstaufführungen von u. a. „Aspects of Love“ (1997) und „A Beautiful Game“ (2003) von Andrew Lloyd Webber sowie „Catch Me If You Can“ (2015) von u. a. Marc Shaiman schmücken konnte. Nachdem eine Schließung der Staatsoperette abgewendet werden konnte und der Umzug in die Stadtmitte 2010 im Stadtrat beschlossen wurde, verzichteten die Angestellten für 12 Jahre auf Teile ihres Gehalts, um 12 Millionen Euro für den Neubau im Kraftwerk Mitte beizusteuern.
Dass das in seinen Mitteln limitierte – und mittlerweile marode – Haus in Leuben bis zum letzten Vorhang am 31.Oktober 2016 für künstlerische, handwerkliche und technische Qualität stand, ist dem unermüdlichen Engagement,dem Einfallsreichtum und der Improvisationskunst der Belegschaft zu verdanken. Die „alte“ Staatsoperette in Leubenwird den Dresdner*innen, einem überregionalen Publikum, vor allem aber den Mitarbeitenden – der „Theaterfamilie“ derStaatsoperette – als ein Ort, der Geschichten auf und abseits der Bühne schrieb, in Erinnerung bleiben.