21.06.2018

Erzkomödiant und begnadeter Jazzpianist

Ob er als »Tante aus Brasilien« auf der Flucht vor einem Verehrer ins Klavier hechtete oder in »Kiss me, Kate« als Pianist auf der Bühne nicht nur das Publikum mit »Es ist viel zu heiß« zumSchwitzen brachte – Heinz Zimmer war ein Allrounder.
Herangebildet im Dresdner Kreuzchor unter Rudolf Mauersberger, ausgebildet bei Arno Schellenbergund Senta Kutzschbach, führten Engagements den jungen Sänger an das Theater Senftenberg und das Stadttheater Freiberg.
1965 engagierte ihn Prof. Steiner an die Staatsoperette. Nun spielte Zimmer Hauptrollen u.a. in »Sweet Charity« und »The Fantasticks«. Seine Vielseitigkeit bewies er als gewitzter Landstreicher Fliederbusch, als betrunkener Postbote im »Küchenliederabend«, als eiskalter König Salomon in »Der König David Bericht« oder als urkomischer Sprecherzieher in »Singin‘ in the Rain«; als Njegus in der »Lustigen Witwe« oder Enterich in »Der Bettelstudent«.
Seine sympathische, manchmal trockene Art machte ihn beliebt bei Kollegen und Publikum.
Aber Heinz Zimmer war auch ein begeisterter Jazzpianist, er komponierte und arrangierte, gründete 1982 das »Heinz-Zimmer-Jazz-Team« und begleitete bis 1987 das Kabarett »Die Posthornissen«.
Wenn er mal nicht auf der Bühne stand oder am Klavier saß, ließ er keine Skatrunde aus.
Im August 2000 nahm er Abschied von der Staatsoperette Dresden, nun müssen wir uns von ihm verabschieden: Heinz Zimmer verstarb am 13. Juni 2018. In der Kálmán-Operette »Die Herzogin von Chicago« gibt es die Nummer »Im Himmel spielt auch schon die Jazzband« – und Heinz Zimmer sitzt sicherlich am Klavier.
Marcella Gerstenberger